Kooperation: Oberschule „Martin Andersen Nexö“ Zschopau

Erzgebirge-Mittelsachsen
Schuljahr: 2019/20

 

Die Oberschule Martin Andersen Nexö in Zschopau arbeitet seit dem Schuljahr 2019/20 im Rahmen einer zweijährigen KOST-Kooperation mit der Theaterpädagogin und Performerin Gabi Reinhardt zusammen.

Lernende: 18 Schüler*innen der Klassenstufen 5-10 im ersten Jahr sowie eine aktive Lehrerin und eine Schulsozialarbeiterin
Organisationsform: im Rahmen einer Theater-AG im Nachmittagsbereich

Ziele: (Auszug aus der Bewerbung)
– Etablierung einer Schultheatergruppe als fester Bestandteil der Schulkultur
– Verbesserung des Schulklimas durch Begegnungen von Schüler*innen verschiedener Klassen(-stufen)
– Veränderung der Wahrnehmung von Theater als Spiel & Spaß hin zu Darstellendes Spiel als wertgeschätzte, entwicklungsfördernde Disziplin von Gesellschaftskultur


Individuelle Stellungnahme der Schulsozialarbeiterin:
„In diesem Schulsystem bleibt also gefühlt nur wenig Raum für eine emotionale und erfahrungsreiche Identitätsentwicklung. Und, schwupps, bin ich bei den Möglichkeiten die Theater bietet. Theater bringt Menschen in Aktion, mit sich selbst und anderen. Impulsen (also ersten Empfindungen) folgen zu können, zu erkunden, woher sie kommen, aber vor allem, wohin sie wollen, und was das über die eigene Perönlichkeit aussagen kann, kann irritieren, beruhigen, erstaunen, zum Lachen einladen… Auf jeden Fall bringt es mensch zum Nachdenken. Und jede*r verhält sich anders. Und obwohl bekannt ist, dass alle Individuen einzigartig sind, regt es zu der Frage nach dem Warum? an. Jugendliche auf dem Weg der Erkenntnis zu begleiten, dass hinter jeder Handlung (sei es die eigene oder die eines anderen) eine Motivation, ein Bedürfnis steckt, ist sicher nicht das erst genannte Ziel bei der Etablierung einer Schultheatergruppe. Aber das auf sich und andere Einlassen mündet schlussendlich in die so oft geforderte Team- und Empathiefähigkeit. Das Setting einer „Bühne“ wird zum Erfahrungsraum, in dem sich ausproniert werden kann. Sei, wie du gerade bist! Erfahre, wie sich das anfühlt. Erlebe, wie andere draauf reagieren! Nimm davon mit, was du brauchst!“

Gedanken zum ersten Kooperationsjahr:
Die Kooperation zwischen Gabi Reinhardt und der Schule war die Fortführung einer kleinen KOST-Kooperation im Frühjahr 2018 und der anschließenden Zusammenarbeit mit Frau Reinhardt im Schuljahr 2018/19 über das Ganztagsangebot. Alle Beteiligten – Theaterpädagogin, das Schulteam sowie die Jugendlichen der Theatergruppe – kannten sich zu Beginn der Kooperation 2019 bereits und konnten auf gemeinsame Höhepunkte zurückblicken, denn die gemeinsame Inszenierung „Ich bin wie i bims“ (im Schuljahr 2018/19) wurde nicht nur vor den Mitschüler*innen in der Schule aufgeführt, sondern auch zu den Schultheatertagen in Annaberg Buchholz und Chemnitz zum Schüler*innentheatertreffen Sachsen 2019 in Leipzig eingeladen.
Eine Kennenlernphase war also im ersten Kooperationsjahr nicht mehr notwendig. Daher konnte die Vorbereitung zu einer neuen Stückentwicklung vorangetrieben werden. Im Fokus stand neben einem neuen Thema auch eine andere Präsentationsform im Vergleich zum vergangenen Schuljahr. Es reifte der Gedanke heran, mit weniger bzw. ohne Sprache im neuen Stück zu arbeiten. Die Themenfindung fand gemeinsam mit den Jugendlichen während der Proben statt. Das Thema des Stückes brauchte ein wenig, doch es kristallisierte sich nach und nach der große Begriff „Liebe“ heraus. Insbesondere die Jugendlichen der 9. und 10. Klassen beschäftigte dieser Begriff in ihrer Lebensphase sehr – verbunden mit vielen Fragen, Unsicherheiten sowie freud- und leidvollen Erfahrungen. Dieses Thema in die gesamte Gruppe zu tragen und zu hinterfragen wurde die nächste Herausforderung. So beschäftigten sich viele Proben mit der Frage „Wer oder was kann eigentlich von wem geliebt werden?“. Das Stück „Meins! – Eine kurze Geschichte der Liebe“ wurde innerhalb eines halben Jahres gemeinsam entwickelt, inszeniert und umgesetzt. Doch dann kam Corona …
… und es gab keine Premiere, es fand nicht eine Aufführung statt. Es dauerte eine Weile, bis dieser Umstand wirklich realisiert war. Einige Monate hofften alle und hielten an einem Auftritt fest. Doch spätestens mit dem Schulabschluss von 6 Jugendlichen aus den 10. Klassen, die nun neue Wege gehen, verabschiedete sich die Theatergruppe nicht nur schweren Herzens von den ausscheidenden Leuten, sondern auch von einer Stückpräsentation. Ein Lichtblick und eine wunderschöne Erinnerung bleibt jedoch das Stück in Buchform, das Frau Reinhardt verfasste und allen mit Autogramm und lieben Wünschen zu unserer Abschlussfeier überreichte.

Bildergalerie
© KOST

Herausforderungen in der Kooperationsarbeit:

  • das Finden eines gemeinsamen Probentermins bei Schüler*innen der 5.-10. Klasse in der AG
  • zeitliche Ressourcen der Lehrerin und Schulsozialarbeiterin (v.a. für eine intensive gemeinsame Vor- und Nachbereitung der Proben)
  • die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Schulschließungen

Stimmen aus der Kooperation:

Anja Kolditz, Schulsozialarbeiterin
„Das Großartige am Kooperationsteam der Martin-Andersen-Nexö-Oberschule in Zschopau ist die Zusammensetzung des Leitungsteams: hier finden Schulpädagogik (Lehrerin), Sozialpädagogik (Schulsozialarbeiterin) und Theaterpädagogik (Künstlerin) in erfrischender, befruchtender und wertschätzender Art zueinander; vereint durch das große Ziel, mit Jugendlichen Theater zu spielen und diese ein stückweit auf ihrem Lebensweg zu begleiten, sie zu stärken und ihre Ressourcen und Talente sichtbar zu machen (und auch schlummernde Fähigkeiten an/in sich selbst noch als Erwachsene zu erkennen).“