Kooperation: Grundschule Am Adler Leipzig
Stadt Leipzig
Schuljahr: 2018/19
Die Grundschule Am Adler in Leipzig (nach Umzug „Schule am grünen Gleis“) arbeitete ab dem Schuljahr 2018/19 im Rahmen einer zweijährigen KOST-Kooperation mit der Theaterpädagogin Hanka Büchner von Platz im Raum zusammen.
Lernende: 19 Schüler*innen der Klassenstufe 3 im ersten Jahr und 20 Schüler*innen der Klassenstufe 4 im zweiten Jahr sowie eine aktive Lehrerin und eine Referendarin
Organisationsform: im Rahmen des Unterrichts (im ersten Jahr je eine Stunde Deutsch- und Förderunterricht, im zweiten Jahr je eine Stunde Musik- und Förderunterricht)
Ziele: (Auszug aus der Bewerbung)
„Aus der Erfahrung heraus weiß ich, dass Kinder sich von einem echten ‘Theatermenschen‘ häufig ganz anderes motivieren lassen als durch den Lehrer, den sie aus dem alltäglichen Unterricht kennen. Von diesem Menschen wünsche ich mir, dass er/sie Freude an der Arbeit mit Kindern hat und Lust, sich auf alle mit ihren Stärken und Schwächen einzulassen. … Für mich als Lehrende erhoffe ich mir neue Impulse für meine eigene Arbeit sowie in der Zusammenarbeit eine stete Bereitschaft zum Voneinanderlernen, zum Gespräch. …
Wir wollen Theater spielen, um die Beziehungen untereinander, die gemeinschaftliche Solidarität zu fördern. Im Theaterspiel können unsere Schüler*innen ihre fähigkeiten und Fertigkeiten in einem für sie neuen Bereich erproben und sich als Könner erleben. Auch und gerade für Schüler*innen, die in anderen schulischen Bereichen wenig Erfolge haben, können diese im Theaterspiel und einer Aufführung erleben und damit ihr Selbstwertgefühl stärken.“
Gedanken zum ersten Kooperationsjahr:
In der Theaterklasse lernen seit Mai 2019 19 Schüler*innen unterschiedlicher Herkunft miteinander. Die Klasse ist geprägt von häufigem Wechsel der Klassenzusammensetzung sowie einem häufigen Klassen- und Fachlehrer-Wechsel in den ersten beiden Schuljahren. Wegen der schwierigen Vorgeschichte der Theaterklasse war viele Wochen des ersten Kooperationsjahres wichtigster Arbeitsansatz der Zusammenhalt. Eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen, ihnen Freude am gemeinsamen Tun zu schenken, zu positiven Erfahrungen und Vertrauen zu verhelfen, die Kinder ein Wir-Gefühl wachsen sehen zu lassen… Das waren maßgebliche Ziele des ersten Jahres. Die Idee der Klassenlehrerin, die Klasse über den Ansatz biografischen Theaters mit ihrer Schul-, Klassen- und Lerngeschichte in Verbindung zu bringen, war im erhofften Maße nicht umsetzbar. Dennoch haben wir uns mit der Methode des theatralen Mischpults nach Maike Plath an erste biografische Impulse gewagt; und spielerisch ein gruppeninternes Repertoire an ästhetischen Mitteln und Ausdrucksformen erarbeitet.
Gedanken zum zweiten Kooperationsjahr:
Da die Kooperation innerhalb des Unterrichtsgeschehens der Klasse 4a verankert war, galt es, den Bogen vom Förder- über den Musik- hin zum Theaterunterricht zu schlagen. Da die Idee aus dem ersten Jahr weitergeführt wurde, sozial-emotionale Arbeitsfelder mit Mitteln bewegten Lernens, spiel- und theaterpädagogischen Repertoires und Methoden biografischen Arbeitens zu verbinden, bot sich der Musikunterricht als ästhetische Brücke an, um all dem im bewegten, rhythmischen Ausdruck Form zu verleihen. Im Kontext der szenischen Aufgabenstellungen erwies sich der geschützte Theater- und Spielraum als gewinnbringende Plattform zum Recherchieren nach individuellem Ausdruck und Möglichkeiten sequenzhaften Beschreibens in Körper und Sprache. Die Kinder fanden Mittel zum spielerischen Überhöhen von Erfahrungen und Formen anekdotischen Erzählens. Dabei konnten sie auf die im ersten Kooperationsjahr gefestigten Grundlage des theatralen
Gestaltens zurückgreifen. Das kollektive Wissen über Ästhetik und Methoden wurde auf die szenische Idee übertragen.
Bildergalerie
© KOST & Hanka Büchner
Herausforderungen in der Kooperationsarbeit:
- das Miteinander der Gruppe
- Vereinbarkeit von Schulalltag und Theaterarbeit für die begleitenden Lehrerinnen
- Zeitpunkt der Probenstunden als Randstunden am Nachmittag
Stimmen aus der Kooperation:
Auszug aus der Dokumentation zur Frage „Was lernt wer, von wem?“
„Auch wenn nur eine von uns Theaterpädagogin ist, profitieren wir alle von dem Blick auf das Gestalterische und von vielfältigen Möglichkeiten, theatral auf sich und andere zu treffen. Auch wenn nur eine von uns sich im Bereich emotional-sozialer Entwicklung der Kinder zusätzlich ausbilden lässt, profitieren wir alle von diesen Perspektiven und Handlungsrepertoire, die in die gemeinsame Theaterarbeit fließen.
Auch wenn nur eine von uns voller einstiegsberuflicher Naivität steckt, gehen wir alle vom bestmöglichen Ergebnis aus und glauben an die Schaffenskraft heterogenster Gruppen.“