Kooperation: 4. Grundschule „Lindenschule“ Hoyerswerda

Oberlausitz-Niederschlesien
Schuljahr: 2015/16

 

Die 4. Grundschule „Lindenschule“ Hoyerswerda arbeitete ab dem Schuljahr 2015/16 im Rahmen einer zweijährigen KOST-Kooperation mit dem Theaterpädagogen und Regisseur Ulrich Reinhardt zusammen.

Lernende: 11 Schüler*innen der 3. und 4. Klassen und eine Grundschullehrerin im ersten Kooperationsjahr | 14 Schüler*innen der 3. und 4. Klassen sowie zwei Grundschullehrerinnen im zweiten Kooperationsjahr
Organisationsform: Theater-AG im Nachmittagsbereich

Ziele: (Auszug aus der Bewerbung)

Simone Kruscha, Grundschullehrerin
„Für mich ist es wichtig, da ich keine Ausbildung für einen Theaterpädagogen besitze, dass mit Hilfe von Theaterprofis Kompetenzen entwickelt werden. Schüler sollen über das Theaterspielen Sozialkompetenzen, Methodenkompetenz und verschiedene Fachlichkeiten entwickeln. Außerdem wird an ihrer Sprach- und Kommunikationsfähigkeit gearbeitet. Durch die Teilnahme von Theaterpädagogen lernen wir vielleicht auch neue Theaterformen kennen, und erlangen einen Einblick, wie man diese an Kinder vermittelt.“

Im Schuljahr 2015/2016 startete im Rahmen von „KOST – Kooperation für Schule und Theater in Sachsen“ die zweijährige Kooperation mit dem Dresdner Theaterpädagogen und Regisseur Ulrich Reinhardt. Die Sportlehrerin Simone Kruscha, die bisher an dieser Schule Theaterprojekte leitete und organisierte, bewarb sich 2015 im Namen der Schule bei KOST und übernahm im Weiteren die Zusammenarbeit vor Ort mit Ulrich Reinhardt. Von Oktober bis Dezember 2015 waren die Treffen mit den teilnehmenden Schüler*innen voll und ganz dem Ausprobieren und Kennenlernen (sowohl der Kinder untereinander, als auch der Kinder mit Ulrich Reinhardt) und der ersten Vermittlung von Grundlagen des Theaterspiels gewidmet. Im Anschluss fiel die Entscheidung für die Umsetzung eines Märchenstoffes – ganz konkret des Märchens „Schneewittchen“, mit dem Ziel, das Märchen ganz bewusst und ausschließlich mit den Mitteln, die der Proben- und Aufführungsort Turnhalle bot, umzusetzen – also quasi eine sportliche Version von Schneewittchen zu erstellen, in der zudem die Spielhaltung der Schüler*innen nicht der authentischen Verkörperung ihrer jeweiligen Rollen dienen sollte, sondern vielmehr (sozusagen im Brechtschen Sinne) die von Kindern, die in einer Turnhalle (oder auf dem Sportplatz) zusammen Schneewittchen spielen, dadurch auch immer in einer gewissen Distanz zur Rolle verbleiben, und diese auch immer wieder untereinander tauschen und verhandeln können, so wie es eben im kindlichen Spiel tatsächlich passiert. Dabei kamen choreographische, musikalisch-rhythmische und chorische Formen verstärkt zum Einsatz.

Bildergalerie
Fotos: © Ulf Großmann

Im zweiten Kooperationsjahr war die Zielsetzung, eine Inszenierung in Form einer eigenen Stückentwicklung entstehen zu lassen, also zunächst ohne eine konkrete Textvorlage zu arbeiten. Das Thema ergab sich relativ schnell in den ersten Proben: Da alle teilnehmenden Schüler*innen zu Beginn der Probe bereits einen kompletten Unterrichtstag hinter sich hatten, brachten sie immer auch ein starkes Bedürfnis nach ungebändigtem Bewegen und Toben mit in die Proben. So stand von Anfang an – neben dem Schaffen eines möglichen Raums für Spiel innerhalb der Probe – auch die Auseinandersetzung mit den Themen Aufmerksamkeit, Konzentration und Disziplin im Fokus. Die Kinder entwickelten kleine Spielszenen zu Fragen wie: Wann bekommt ihr zu Hause von den Eltern Ärger? Was ist für euch verboten? Was würdet ihr gern euren Eltern verbieten? Etc. In der weiteren Beschäftigung mit dem Thema stieß das Team auf bekannte Bücher und Geschichten, wie „Der Struwelpeter“, „Max und Moritz“ und verschiedene Märchen, in denen „schlechtes“ bzw. „falsches“ kindliches Benehmen und dessen verhängnisvolle Folgen als abschreckende Beispiele vorgeführt werden. Diese Geschichten wurden in unterschiedlichsten Formen spielerisch bearbeitet. So entstand im Laufe des zweiten Kooperationsjahres aus diesen Textausschnitten, Improvisationen, Inspirationen, eigenen Erlebnissen und Erfahrungen, Vorstellungen und Wünschen sowie viel Pippi-Langstrumpf-Musik eine theatrale Auseinandersetzung mit dem Titel „Ihr sagt, wir sollen den Mund halten“. Es fanden zwei Aufführungen für Schüler*innen und Lehrer*innen aus Hoyerswerda in der Kultufabrik statt. Krönendet Abschluss der Kooperation war die Teilnahme am Schülertheatertreffen Sachsen im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen.

Stimmen aus der Kooperation:

Simone Kruscha, Grundschullehrerin:
„Es war ein [zweites] Theaterjahr mit einem gelungenen Abschluss. Die Kinder haben sich im Spiel deutlich weiterentwickelt und man kann auch von einer generellen guten Weiterentwicklung im Bereich des Darstellenden Spiels an der Schule sprechen. In der engen Zusammenarbeit mit dem Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt kam es zu einem guten Austausch zwischen Lehrerinnen und Theaterpädagogen. Für die begleitenden Lehrerinnen ergeben sich positive Erfahrungen, die sie jetzt für weitere Theaterprojekte nutzen können.